Der Wolf zwischen Märchenfigur und RAUBTIER
Veranstaltung vom 10. Mai 2023

Landbevölkerung und Nutztiere brauchen mehr Schutz

Der Wolf zwischen Märchenfigur und Raubtier – rund 250 Urnerinnen und Urner fanden am Abend des 10. Mai 2023 den Weg in die Aula Bürglen, um sich aus erster Hand zu informieren über die jüngste Entwicklung zum Thema Wolf.

 

Geladen hatte die SVP-Nationalratskandidatin Claudia Brunner, die für den Abend zwei fachkundige Referenten gewinnen konnte: Einerseits Felix Jauch, Vorstandsmitglied der Vereinigung für den Schutz von Jagd- und Nutztieren die SVP-Nationalrätin Monika Rüegger aus dem Kanton Obwalden, die sich als eine der wenigen aktuellen Parlamentarierinnen in Bern für den Schutz vor dem Wolf einsetzt.

Nicht wie im Märchen

Claudia Brunner erinnerte in ihren einleitenden Worten an das Märchen vom Rotkäppchen und dem bösen Wolf. Anders als im würden in der realen Welt die gerissenen Nutztiere allerdings nicht wieder lebendig aus dem Bauch des Wolfs entsteigen. Kein Verständnis zeigte sie insbesondere für die Tierschützer, die nichts gegen den Wolf unternehmen würden, sondern bei einem Wolfsriss im Gegenteil noch die Landwirtschaft verantwortlich machen würde mit der irren Behauptung, sie würde zu wenig für den Schutz der Nutztiere unternehmen.

«Der Wolf geniesst heute mehr Schutz als eine Mutterkuh. Wenn diese innerhalb ihrer eingezäunten Weide ihr Kalb gegen einen Wanderer verteidigt, wird sie auf die Schlachtbank geführt. Der Wolf hingegen kann unbehelligt Nutztiere reissen.» Die heutige Situation führe dazu, dass immer mehr Alpenwirtschaften aufgegeben würden mit allen damit verbundenen negativen Folgen.

«Die Kantone interessieren sich nicht»

Monika Rüegger berichtete im Anschluss über den Gesetzgebungsprozess in Bern und die akuell verfügbaren Zahlen. Gemäss «CHWOLF» steige die Wolfspopulation in der Schweiz schnell. 2021 seien es noch 9 Schweizer und 5 grenzüberschreitende Rudel gewesen, total also 14. 2022 sei die Zahl der Rudel bereits auf 23, 2023 auf 30 angestiegen. Das dürfte einer absoluten Zahl von rund 240 Wölfen entsprechen. Für 2040 müsse mit 40 Rudeln gerechnet werden. «Die Kosten für die Schäden haben sich innerhalb eines Jahres gemäss Angaben des BAFU praktisch verdoppelt von CHF 450’000 im Jahr 2021 auf CHF 900’000 im Jahr 2022.»

 

 

«Die Kantone interessieren sich nicht»

Monika Rüegger berichtete im Anschluss über den Gesetzgebungsprozess in Bern und die akuell verfügbaren Zahlen. Gemäss «CHWOLF» steige die Wolfspopulation in der Schweiz schnell. 2021 seien es noch 9 Schweizer und 5 grenzüberschreitende Rudel gewesen, total also 14. 2022 sei die Zahl der Rudel bereits auf 23, 2023 auf 30 angestiegen. Das dürfte einer absoluten Zahl von rund 240 Wölfen entsprechen. Für 2040 müsse mit 40 Rudeln gerechnet werden. «Die Kosten für die Schäden haben sich innerhalb eines Jahres gemäss Angaben des BAFU praktisch verdoppelt von CHF 450’000 im Jahr 2021 auf CHF 900’000 im Jahr 2022.»

 

 

Nach der Ablehnung des neuen Jagdgesetzes durch die Schweizer Stimmbevölkerung im September 2020 gelang es ihr, das Thema über einen politischen Kollegen im Ständerat wieder aufs politische Parkett zu bringen. So sei es möglich geworden, eine neue Revision des Jagdgesetzes schnell anzustossen. Der Fahrplan, den Rüegger vorstellte, sieht vor, dass die neue Gesetzesvorlage diesen Herbst in die Vernehmlassung gehe. Der Vorschlag beinhalte beispielsweise, dass proaktive Abschüsse möglich würden. «Das heisst, dass man nicht wie heute warten muss, bis Schäden entstanden sind, diese dann nach Bern melden muss, das Bafu hin- und her berät bis schliesslich der Entscheid kommt, dass man handeln darf.»

Noch nicht alles gut

Rüegger räumte allerdings ein, dass sie auch weiterhin nicht mit allem einverstanden sei, was das Gesetz vorsehe. So müsse zum Beispiel auch mit dem neuen Gesetzesvorschlag das Bafu und damit der Bund die Einwilligung für einen Abschuss geben. Und dieser Lösung hätten die Kantone sogar zugestimmt. «Was wollen wir denn im Parlament verlangen, die Kompetenz den Kantonen zu geben, wenn diese gar nicht bereit seien, die Verantwortung zu übernehmen.»

Die Erfahrungen des Praktikers

Im zweiten Teil des Abends referierte Felix Jauch, Vorstandsmitglied der «Vereinigung zum Schutz von Jagd- und Nutztieren vor Grossraubtieren in der Zentralschweiz» VSVGZ. Jauch hält selbst 400 Schafe und ist bestens mit der Wolfs-Problematik vertraut ist. Und auch mit dem Herdenschutz, der in der Praxis nicht funktioniere, wie das gerne propagiert werde: «Wenn wir Herdenhunde einsetzen, dann reklamieren die Nachbarn und drohen mit der Polizei, wenn wir die Schafe mit Elektrozäunen schützen, droht man uns mit Strafanzeigen», erzählte Jauch aus seinem eigenen Erfahrungsschatz. Und von schlechten Nachrichten aus ganz Europa: In Deutschland würden Waldkindergärten geschlossen, weil man sich vor dem Wolf fürchte, ein E-Biker sei von einem Wolf verfolgt worden,

Jauch vermisst aber auch die Solidarität, beispielsweise der Bauern im Unterland oder des Bauernverbandes. Oder auch von Aelplern, «die sich von den Wolfsbefürwortern kaufen lassen», um Behauptungen aufzustellen, die nicht stimmten. Hoffnung sah er hingegen in anderen Ländern, beispielsweise in Bayern oder im Tirol, wo der Schutz der Alpwirtschaft vor den Schutz der Wölfe gestellt werde. Dort würden auch Jäger für die Bestandesregulierung des Wolfs eingesetzt, und «nicht wie bei uns, halbmotivierte Wildhüter.» Für letztere Aussage erhielt Jauch ordentlich Szenenapplaus des Publikums.

 

Neue Wolfsinitiative gestartet

Rüegger sprach in ihrem Referat auch die neue Wolfsinitiative an, die von einem Initiativkomitee rund um die Schwyzer Pferdehalterin Miriam Grab-Iten gestartet wurde. Die Initiative wird von Claudia Brunner unterstützt, am Rande der Veranstaltung lagen auch Unterschriftsbogen auf. Die Initiative will die Verfassung mit zwei Artikeln ergänzen: Im einen soll festgehalten werden, dass Wölfe innerhalb des Nationalparks geschützt sind. Im zweiten, dass sie ausserhalb dieses Gebiets gejagt werden dürfen.

Brunner, Rüegger und auch Jauch waren sich einig, dass die Initiative insbesondere auch deshalb nötig sei, um den Druck zu erhöhen. Gleichzeitig riefen sie dazu auf, den Druck zu erhöhen. Zunächst, so Rüegger, sei es wichtig, sich gut zu überlegen, wen man nach Bern schicken wolle. Dem pflichtete auch Jauch bei. Seiner Erfahrung nach sei es fast nur die SVP, «und noch ein paar Walliser Parlamentarier», die sich wirklich für die Anliegen der Schäfer und Bergbauern einsetzten.

Andererseits riefen die Referenten aber die anwesenden Landräte auf, auch im Kanton Druck zu machen. Beispielsweise dahingehend, dass die Urner Regierung im Landrat dazu gezwungen werde, bei der Vernehmlassung im Herbst eine scharfe Stellungnahme abzugeben und nicht einfach kleinbeizugeben.

Bildergalerie vom Wolfsabend am 10. Mai 2023 in der Aula Bürglen

Fotos von Franz Imholz

Weitere Informationen zum Thema

«Wir brauchen den Wolf hier nicht»

Interview mit SVP-Nationalratskandidatin Claudia Brunner zu ihrem Engagement für mehr Schutz der Bergbevölkerung und der Nutztiere vor dem Wolf.

Der Wolf als tickende Zeitbombe

Medienmitteilung von Claudia Brunner und der SVP Uri zum Themenabend vom 10. Mai 2023 in Bürglen. Teil der Mitteilung ist auch ein Kurzinterview mit Claudia Brunner.

Das Urner Wochenblatt hat in der Folge über die Veranstaltung vom 10. Mai 2023 in der Aula Bürglen berichtet.

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