Deshalb ein Nein zum Stromfressergesetz!

Das Stromfressergesetz, über das wir am 18. Juni 2022 abstimmen, ist unausgereift und untauglich. Wie mein kleiner Wettbewerb zeigt, müssen wir die Klimaproblematik global lösen. Die übertriebenen CO2-Ziele des Klimaschutzgesetzes führen nur dazu, dass die Energie bei uns so teuer wird, dass die Wirtschaft abwandert – das CO2 fällt dann einfach dort an, Arbeitsplätze und Wertschöpfung gehen der Schweiz dafür verloren.

Wer stösst pro Kopf am wenigsten CO2 aus?

A. China

CO2 pro Kopf Ausstoss (2021): 8.04 Tonnen

B: Deutschland

CO2 pro Kopf Ausstoss (2021): 8.09 Tonnen

C: Schweiz

CO2 pro Kopf Ausstoss (2021): 4.02 Tonnen

D: USA

CO2 pro Kopf Ausstoss (2021): 14.86 Tonnen

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Richtig ist: c.) Die Schweiz. Der Pro-Kopf-Ausstoss in der Schweiz betrug 2021 (jüngere Zahlen sind nicht verfügbar) 4.02 Tonnen CO2 pro Person. Zum Vergleich: China lag bei 8.04 Tonnen, Deutschland bei 8.09 Tonnen, die USA bei 14.86 Tonnen. Die Statistik dazu gibt’s bei statista.

Fairerweise muss man festhalten: Diese Zahl berücksichtigt nicht, wieviel CO2 in die Produkte eingeflossen ist, die wir importieren: Der 4K-Fernseher, das neue iPhone oder der Laptop aus China: Alles, was uns im Alltag so begleitet, hat bei der Herstellung  CO2 verursacht.

Aber da liegt auch genau das Problem dieses Gesetzes: Es exportiert einfach die CO2-Produktion in andere Länder.

Beispiel Autoverkehr: Wer in der Schweiz mit einem Benziner herumfährt, produziert CO2, das zu den 4 Tonnen pro Kopf in der Schweiz beiträgt. Wer ein Elektroauto mit Wasserstrom fährt, produziert in der Schweiz tatsächlich weniger CO2. Nur: Beim Elektoauto fällt das CO2 nicht so sehr im Betrieb, sondern bei der Batterieproduktion an. Das CO2 für die Stromauto-Batterien wird also einfach China, Japan und Südkorea angelastet – denjenigen Ländern, in denen diese Batterien produziert werden.

Wieviele km muss ein Elektrofahrzeug fahren, um in der Gesamtbilanz mit einem Verbrenner gleichauf zu liegen?

(Basis des Vergleichs ist ein Elektrofahrzeug mit 95kWh-Batterie, Jahrgang 2019, gegenüber einem Dieselfahrzeug)

A. 20'000 km

Die von mir verwendete Studie rechnet nicht damit, dass in absehbarer Zeit KEINE Elektroautos schon nach 20'000 km mit einem Verbrenner ebenauf liegen.

B: 80'000 km

80'000 km sind dann realistisch, wenn der Strommix bei Produktion und im Betrieb aus erneuerbaren Energien stammt. - Das ist allerdings aktuell nicht die Realität, im Gegenteil (siehe Erläuterungen)

C. 160'000 km

160'000 km ist die richtige Antwort - auf der Basis des Strommixes von 2019 in Deutschland.

D: 330'000 km

Dieser Wert stammt aus früheren Studien und auf der Basis, dass sowohl bei der Batterieproduktion wie auch beim Betrieb Strom eingesetzt wird, der aus Kohlekraftwerken stammt.

Erläuterungen (zum Öffnen auf das Plus klicken)

Die richtige Antwort ist C. Berechnungen zeigen, dass ein Oberklasse-Stromauto, wie beispielsweise der Tesla S, rund 160’000 fahren muss, bis es mit einem Verbrenner auf gleicher Höhe liegt, was den CO2-Ausstoss angeht.

Diese Aussage stützt sich auf eine Studie des Fraunhofer Instituts für System- und Innovationsforschung ISI in Karlsruhe von Martin Wietschel. Seine Ausgangsstudien stammen aus dem Jahr 2019, die von mir verwendeten Zahlen stammen aus einem Update von 2020, die man hier abrufen kann.

Andere Studien zeigen, dass es aber noch schlimmer kommen kann: Wenn für die Produktion der Batterie ausschliesslich schmutziger Kohlestrom verwendet wird und das Auto später auch mit Kohlestrom herumfährt, dann muss das Elektroauto 310’000 km fahren, bis es mit einem klassischen Verbrenner auf Augenhöhe liegt – was den CO2-Ausstoss betrifft.

Wichtig ist: Die Angaben zum Co2-Break-Even schwankt teilweise beträchtlich, je nachdem, welche Annahmen man der Studie zugrunde legt. Dabei geht es zum einen um die Frage, welchen Stromix man annimmt. Dazu streiten sich die Studien auch noch um die Frage, wie lange eine Elektroautobatterie hält, wieviel CO2 beim Recycling noch anfällt und in welchem Ausmasse das CO2, das bei der Produktion von Benzin und Diesel ausgestossen wird, mit in die Berechnung kommt.

Wie so üblich kommen dann diejenigen Studien, die von Umweltschutz- Organisationen oder den Grünen in Auftrag gegeben werden, gerne zu Resultaten, die für die Elektroautos vorteilhafter sind.

Fairerweise muss man einräumen: Falls künftig viel mehr «sauberer» Strom verwendet wird, dann wird auch die Ökobilanz der Elektroautos besser. Im Moment passiert allerdings vielerorts das Gegenteil: In Deutschland beispielsweise wurden für eine Kilowattstunde Strom im Jahr 2021 durchschnittlich 420 Gramm CO2 ausgestossen, 2020 waren es mit 375 Gramm noch deutlich weniger. Grund ist der deutsche Ausstieg aus dem CO2-armen Atomstrom, der mit neuen, schmutzigen Kohlekraftwerken ersetzt wird.

Um wieviele Grade Celsius senkt unser Netto-Null-Ziel die Welttemperatur?

Das Abstimmungsbüchlein insinnuiert mit allerlei Temperaturanstiegszahlen aus der Schweiz, dass mit dem Gesetz dieser Temperaturanstieg gedrosselt werden könnte. Dagegen wehre ich mich: Die Klimaveränderungen sind eine globale Entwicklung, wie der nächste Block zeigt.

A. 1.07° Celsius

Der umstrittene Weltklimarat IPCC geht davon aus, dass die Erde sich bisher um 1.07 Grad erwärmt hat. Der Einfluss der Schweiz auf diese Erwärmung ist minimal.

B: 0.0000165° Celsius

Zu diesem Resulat kommt man, wenn man den bisherigen Ausstoss an CO2 in Beziehung setzt zur Erwärmung und dann berechnet, welchen Anteil unsere Einsparungen haben könnten.

C: Das ist nicht berechenbar

M.E. die richtige Antwort. Niemand kann uns sagen, welchen Effekt dieses Gesetz auf die Erwärmung tatsächlich hätte. Wieviel Sinn macht es dann, 3'200 Millionen Steuerfranken für einen unbestimmbaren Effekt auszugeben?

D: 0.3° Celsius

Eine Phantasiezahl. Leider ist der direkte Einfluss der Schweiz auf die Temperatur auf der Welt minimal. Wir sind schlicht ein zu kleines Land im weltweiten Vergleich.

Erläuterungen (zum Öffnen auf das Plus klicken)

Richtig ist Antwort C. Auch die Befürworter können nicht sagen, welchen Effekt die 3’200 Millionen Steuerfranken an Subventionen auf die Temperaturerwärmung der Welt tatsächlich hätte.

Gleichwohl wollen wir es mit einer Annäherung versuchen, die zeigt, dass Antwort B der Wahrheit aber zumindest näher kommt als A und D. Dazu Folgendes:

Der Weltklimarat (IPCC) schreibt in seinem letzten Report, die Temperatur sei in der Zeitperiode 2010 bis 2019 im Vergleich mit der Zeitperiode von 1850 bis 1900 um 0.8 bis 1.3 Grad gestiegen – vermutlich so um 1.07 Grad, schreibt der IPCC. In dieser Zeitperiode wurden 2400 Gigatonnen CO2 hinausgeblasen.

Die Schweiz bläst pro Jahr rund 37 Millionen Tonnen oder 0.037 Gigatonnen CO2 in die Luft. Wenn wir jetzt einfach ganz banal und überschlagmässig davon ausgehen, dass also 2400 Gigatonnen 1.07 Grad Temperaturunterschied ausmachen, dann führt eine Gigatonne CO2 zu einer Erwärmung von 0.00044583 Grad. Wenn die Schweiz jetzt ab sofort überhaupt kein CO2 mehr ausstossen würde, dann wären das 0.037 Gigatonnen mal 0.00044583 Grad, also eine Temperaturabsenkung von 0.0000165 Grad.  – Das erscheint mir doch ein sehr bescheidener Effekt für den Preis von 3200 Millionen Steuerfranken an Subventionen!!!

Eine Milchbüchlein-Rechnung?

Natürlich werden die Befürworter des Stromfressergesetzes jetzt sagen, diese Berechnung sei absurd und eine Milchbüchlein-Rechnung. – Und da dürften sie sogar recht haben. Und zwar deshalb, weil wir vieles schlichtweg bis heute nicht oder zu wenig wissen. So schwanken schon die Zahlen des Weltklimarates beträchtlich. In seinem neusten Bericht schreibt der IPCC beispielsweise, es sei wahrscheinlich («likely»), dass alle Treibhausgase zusammen zu einer Temperaturerhöhung von einem bis zwei Grad geführt hätten.

Neben CO2 wirken auch noch andere Gase temperaturerhöhend, Methan beispielsweise. Andere Gase wiederum, wie die Aerosole, wirken temperatursenkend. In einem Satz: Es ist kompliziert.

Über die genauen Wirkungszusammenhänge sind aber noch immer nur Annäherungen möglich. Über die lokalen Auswirkungen weiss man noch weniger. Wer also glaubt, wenn wir in der Schweiz auf Netto Null zurückfahren, würden wir wieder mehr Schnee und weniger Hitzetage haben: Leider nein. Die Klimaveränderungen geschehen auf einer weltweiten Ebene.

Pflanzen und Ozeane nehmen viel CO2 auf

Unbestritten ist, dass die Natur bislang etwa 55% des ausgestossenen CO2 selbst absorbiert: Die Pflanzen nehmen CO2 auf, aber auch die Ozeane. Sie bilden damit sogenannte «CO2-Senken». Ob die Natur bei zunehmendem CO2 Gehalt aber proportional immer gleich viel CO2 absorbieren kann, vielleicht sogar überproportional mehr, oder ob sie irgendwann genug hat, das ist bis heute hochumstritten. – Von dieser Debatte unter Wissenschaftern lesen wir aber nie etwas.

Kommt hinzu, dass der Weltklimarat davon ausgeht, dass 100% der gegenwärtigen Klimaerwärmung unserem menschlichen Tun geschuldet seien. Diesen Punkt kritisieren viele unabhängige Wissenschafter – gerade auch solche, die früher selbst für den Weltklimarat gearbeitet haben, aber ausgestiegen sind, weil sie die tendenziöse Arbeit dieses Gremiums nicht mehr mitverantworten wollten.

Diese Wissenschafter weisen darauf hin, dass es auch schon früher, als der Mensch noch kein CO2 im grossen Stil in die Atmosphäre blies, grössere Klimaanpassungen gegeben hatte, mit Temperaturen, die teilweise noch höher lagen als heute. Dass diese natürlichen Ursachen der früheren Temperaturschwankungen jetzt urplötzlich einfach gar keine Rolle mehr spielen sollten, halten diese Wissenschafter für vollkommen unhaltbar.

Aus alledem: Zurück an den Absender mit diesem Gesetz

Mein persönliches Fazit:

Das sogenannte Klimaschutzgesetz, das uns das Parlament hier vorlegt, ist nicht zu Ende gedacht. Und es fusst auf einer Problemanalyse, die auf lauter Unsicherheiten und wissenschaftlich fragwürdigen Befunden aufbaut.

Dass wir unsere Energieversorgung langfristig umbauen und die fossilen Energieträger über Zeit ersetzen, ist sinnvoll. Der Umbau des ganzen Energieversorgungssystems ist aber eine Generationensache. Alle, die in der Elektrizitätswirtschaft tätig sind, wissen das. Bei Wasserkraftwerken wird mit Innovationszyklen von 80 und mehr Jahren gerechnet.

Um innerhalb der Rekordzeit von rund 25 Jahren komplett aus den fossilen Energieträgern auszusteigen, müssten 60% der heutigen Energieversorgung ersetzt werden durch 5’000 Windräder (allein in Uri: 120), 17 zusätzliche riesige Stauseen, riesige Flächen an Solarpanels und Stromimporte aus dem Ausland. Jeder einzelne dieser Pfeiler ist aber hoch umstritten: Windräder will niemand, Kulturland mit Solarpanels überbauen auch nicht, an den Bergen Solarpanels anbringen auch nicht, wo die nötigen zusätzlichen 15 Stauseen hinkommen sollen, kann niemand sagen, und im Winter wollen praktisch alle europäischen Länder Strom importieren – nur wer ihn dann exportieren soll, weiss niemand.

Deshalb bin ich für ein deutliches Nein zum Stromfressergesetz. Und hoffe: Sie auch!

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